Einen Trend zu erkennen ist für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen schwierig.
Anfänger laufen Gefahr, der Chartanalyse zu viel Bedeutung beizumessen und jeden kleinen Marktimpuls handeln zu wollen.
Ich habe mich anfangs auch schwergetan, die richtigen Schlüsse über den Trend zu ziehen.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Trends erkennen kannst.
Inhalt
Charttechnische Trendanalyse
Auf die Chartanalyse werde ich in weiteren Artikel noch genauer eingehen.
Vereinfacht gesagt geht es beim Traden nicht darum, günstig einzukaufen und teuer zu verkaufen, sondern vielmehr darum, teuer einzukaufen und noch teurer zu verkaufen.
Früher oder später stolpert jeder über den bekannten Spruch.
„The trend is your friend“
Es ist emotional unheimlich schwer, eine Position zu eröffnen, wenn der Trend schon eine gewisse Zeit besteht, weil man nicht weiß und es sich nur schwer vorstellen kann, wie lange dieser Trend seine Bewegung noch fortführen wird.
Um einen Trend zu definieren, kann man ihn in eine Impulsbewegung und eine Korrekturbewegung aufteilen.
Es sei darauf hingewiesen, dass ich immer von Schlusskursen spreche. Diese Schlusskurse basieren auf Tages- oder Wochenschlusskursen, können aber natürlich auch auf Stundenbasis angewendet werden.
Impuls
Die Impulsbewegung stellt die Initialbewegung bei einem Trend dar.
Diese Initialbewegung ist eine starke dynamische Bewegung, die ein höheres Hoch bildet. Higher high (HH)
Auch sollte diese Bewegung einen Schlusskurs über einem höheren Hoch bilden. Higher Close (HC)
Wie dieses Bild verdeutlicht, bildet der Kurs auf Tagesbasis ein höheres Hoch und schließt auch auf Tagesbasis über dem HH.
Zusammengefasst geht es bei der Impulsbewegung darum, dass der Markt ein höheres Hoch (HH) bilden und dass der Kurs auch über dem neuen Hoch schließt. (HC)
Korrektur
Bei der Korrekturbewegung geht man davon aus, dass der Markt eine Bereinigungsbewegung vollzieht.
Dabei ist es sehr wichtig, dass der Markt nicht unter dem letzten Tief schließt (LL), sondern nur ein Lower Close (LC) bildet.
Zusätzlich sollte kein neues Tief gebildet werden. (LL)
Fällt der Markt unter ein letztes Tief, kann man in der Regel nicht mehr von einem validen Trend sprechen.
Obwohl es Ausnahmen gibt, in denen der Markt kurzfristig ein niedrigeres Tief bilden kann, darf er nicht darunter schließen.
Zusammengefasst besteht ein Trend aus einer Impulsbewegung und einer Korrekturbewegung.
Die Impulsbewegung bildet immer ein höheres Hoch (HH) und schließt auch über dem letzten Hoch.
Die Korrekturbewegung schließt unter dem (HH) und bildet somit ein (LC). Dabei darf die Korrekturbewegung nicht unter dem letzten Tief schließen, darf aber in Ausnahmefällen kurzzeitig ein tieferes Tief bilden.
Fundamentale Trendanalyse
Die fundamentale Trendanalyse ist sehr komplex, da viele makroökonomische Faktoren einbezogen werden müssen.
Ich nutze folgende Modelle für die fundamentale Analyse.
Momentum Ansatz
Dieser Ansatz beruht darauf, dass Währungen eine initiierte Bewegung fortsetzen werden.
Steigt oder fällt eine Währung über einen bestimmten Zeitraum, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie die Bewegung fortführen und weiter steigen oder fallen wird.
So haben Studien gezeigt, dass Renditen von bis zu 70 Prozent möglich sind.
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1971680
Dabei wurde untersucht, welche Währung in den letzten 30 Tagen den größten Wertzuwachs erzielt hat und welche Währung am meisten abgewertet hat.
Diese Währungen wurden dann als Währungspaar gehandelt.
Es wird also die stärkste mit der schwächsten Währung der letzten 30 Tage gehandelt.
Um es deutlicher zu machen, hier ein Beispiel.
Der EUR zeigt die größte Aufwertung auf und steigt gegenüber anderen Währungspaaren (USD,CHF,GBP etc.) um 10%, während der USD gegenüber anderen Währungspaaren (EUR, CHF, GBP etc.) mit einem Wertverlust von 4% am stärksten fällt.
Jetzt wird somit eine Long Position beim EUR/USD eingegangen.
Diese Vorgehensweise wird mit Studien unterlegt.
Da es mehrere Ansätze dieser Herangehensweise gibt, werde ich in einem anderen Beitrag genauer darauf eingehen.
Wirtschaftsdaten und politische Tendenzen der jeweiligen Währungsräume
Dabei vergleiche ich allgemeinen konjunkturellen Daten der einzelnen Währungsräume und versuche, mir aufgrund aktueller Entwicklungen ein Bild zu machen.
Es ist dabei wichtig so viele Daten wie nur möglich einzubeziehen.
So spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle.
Eine grobe Aufzählung von Daten, die ich für meine Analyse einbeziehe, sind der demografische Wandel, die Importe und Exporte, die Zahlungsbilanz, die Steuerlast, die Staatsquote, Produktivitätswachstum, Unternehmenskennzahlen etc.
Auf der Grundlage dieser Daten versuche ich eine grobe Vorstellung von der zukünftigen Entwicklung eines Währungsgebiets zu bekommen.
Ein wichtiger Tipp ist jedoch, die Veröffentlichungen von unabhängigen Experten in die Analyse einzubeziehen.
Heutzutage ist es auch möglich, durch Interviews oder Vorträge von Experten ein Gespür für die wirtschaftliche Entwicklung eines Währungsraums zu bekommen.
Dazu nutze ich auch YouTube als Informationsmedium.
Zu den Experten zählen.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn
Prof. Dr. Max Otte
Prof. Dr. Markus Krall
Dirk Müller
Peter Schiff
Ray Dalio
etc.
Auch Vorträge anderer Wirtschaftsexperten sollten einbezogen werden.
Es ist dabei auch sehr wichtig, gegensätzliche Meinungen einzuholen und diese in die Kalkulation einzubeziehen.
Nicht zu vernachlässigen sind natürlich auch die politischen Tendenzen der Währungsräume.
Gerade wenn man diese mit den vergangenen Entwicklungen vergleicht, findet man immer wieder Parallelen.
Dazu hat der erfolgreichste Hedgefondsmanager Ray Dalio ein sehr vereinfachtes Konzept entwickelt, das die politische Entwicklung sehr gut beschreibt.
In diesem Video wird das Konzept sehr gut zusammengefasst.
Ich würde ganz versimpelt behaupten, dass eine politisch linke Politik die Währung schwächt, während eine rechtsgerichtete Politik diese stärkt.
Natürlich gibt für jede Regel Ausnahmefälle.
Wenn man die Geschichte so ansieht, ist es schon sehr bemerkenswert, wie stark sich diese Regel aber wiederholt.
Zinsparitätentheorie
Diese unter Währungsspekulanten sehr beliebte Theorie, baut darauf auf, dass Anleger immer in diese Währung investieren, wo sie die meisten Zinsen erhalten.
So liegt der Leitzins der USA ende 2018 bei ca. 2 Prozent, wo hingegen dieser im Euroraum bei ca. 0 Prozent liegt.
Anleger, die Euro in USD tauschen und anlegen, erhalten somit die Differenz an Zinsen.
Dieses vereinfachte Modell deutet zudem oft auf die wirtschaftliche Stärke eines Währungsraums hin.
Gerade Spekulanten mit einem großen Handelsvolumen nutzen diese Gelegenheit, um mit sogenannten Carry Trades Geld zu verdienen.
Dabei nehmen diese im niedrig verzinsten Währungsraum ein Kredit auf und legen das Geld mit dem geringen Eigenkapitalanteil im höher verzinsten Währungsraum an.
Durch den geringen Eigenkapitalanteil und der Zinsdifferenz erhalten diese so eine hohe Eigenkapitalrendite.
Zahlungsbilanz
Zu den komplexeren Ansätzen zählt die Zahlungsbilanz.
Dabei werden die gesamten Importe und Exporte von Waren, Dienstleistungen und Kapital einzelner Währungsräume untersucht.
Übersteigen die Exporte die Importe, werden Währungen im Ausland nachgefragt und die inländische Währung erhält mehr Nachfrage.
Im Gegensatz dazu wird die ausländische Währung nachgefragt, wenn die Importe höher sind als die Exporte. Das bedeutet, dass die eigene Währung schwächer wird.
Die Zahlungsbilanz dient zur langfristigen Beurteilung eines Trends.
Im Falle des Euros muss die Zahlungsbilanz des gesamten Währungsraums herangezogen werden.
Kaufkraftparitätentheorie
Diese Theorie wurde schon von spanischen Mönchen im 16. Jahrhundert angewendet.
Dabei sollte der Preis für ein Produkt genauso teuer sein wir in einem anderen Land.
Dazu wird in den jeweiligen Ländern jeweils ein durchschnittlicher Warenkorb gebildet und kalkuliert, wie hoch die Differenz ist.
Kostet beispielsweise dieser Warenkorb im Ausland weniger als im Inland, wird die ausländische Währung so lange nachgefragt, bis sich der Wert der Warenkörbe ausgleicht.
Es ist allerdings sehr schwer, die Preise von unterschiedlichen Warenkörbe zu vergleichen.
So müssen Faktoren wie geografischer Standort, Zölle, Steuer etc. mit einkalkuliert werden.
Wie lange hält ein Trend?
Meiner Meinung ist es nicht möglich, den genauen Zeitpunkt zu ermitteln, zu dem ein Trend seine Bewegung beendet.
Oft müssen viele schon gewonnen Pips wieder abgegeben werden, bis man erkennt, dass sich ein Trend wendet.
Der Trend geht in der Regel immer weiter, als man denkt.
Das ist die eine Regel, mit der ich mich auch schwer tue.
Oft achte ich dabei auf fundamentale Daten.
Diese müssen neben den oben erwähnten Daten auch von Nachrichten gestützt werden, die von den Medien an die Öffentlichkeit verbreitet werden werden.
Oft entsteht dabei eine Art Dominoeffekt, der den Anfang eines Trends einläutet.
Gibt es Indikatoren um den Trend besser zu bestimmen?
Ich würde mich nicht auf Indikatoren verlassen.
Indikatoren signalisieren Trendwenden oft viel zu spät.
Wenn ihr auf Chartanalyse setzen wollt, dann würde ich auf reines Candlestick Trading und psychologische Preismarken setzen.
Die genaue Herangehensweise habe ich in meinem Beitrag über die richtige Strategie besprochen.
Wie kann man die Trendanalyse am besten üben.
Um ein Gefühl für die Märkte zu entwickeln, empfehle ich immer, mit einem Demokonto zu üben.
Dazu habe ich einen Beitrag über den besten Broker geschrieben.
Gerade im Hinblick auf die charttechnische Trendanalyse ist es sehr wichtig, erste Erfahrungen mit einem Demokonto zu sammeln und nicht gleich echtes Geld zu riskieren.